Sonntag, 3. Oktober 2010

Die Qual der Modi-Wahl

Heute geht es einmal darum, die verschiedenen Automatiken der modernen Kameras kennen zu lernen - und wichtiger noch - diese auch anwenden zu können!

Eigentlich möchte ich diesen Artikel relativ Herstellerunabhängig gestalten, da ja nicht jeder eine Canon Kamera besitzt und ich mich bei Nikon so gut wie gar nicht auskenne. Ich werde trotzdem die Canon Abkürzungen verwenden, da sie mir erstens geläufig sind und zweitens auch für Nicht-Canoniere verständlich sein sollten. Im Grunde geht es aber mehr um´s Prinzip, als um die Bezeichnungen der einzelnen Modi!

Gleich vorweg: Der Artikel ist nicht Ohne! :) Also schön mitdenken!  Hier nochmal worum es heute gehen soll... Wir klären hauptsächlich die:
Dies sind die Modi, die ich persönlich am Häufigsten einsetze (außer der Vollautomatik). Viel mehr gibt es ja auch nicht... ;-) Wann und wofür, das klären wir später. Zuerst einmal muss man aber wissen, was welcher Modus bewirkt...
Im Grunde ist es recht simpel, wenn man es mal verstanden hat! Beginnen wir mit dem (meiner Meinung nach) Einfachsten. 

Ach ja, eines sollte man immer im Hinterkopf behalten:  
EGAL WELCHEN MODUS MAN WÄHLT, WIRD DIE KAMERA VERSUCHEN, EIN GUT BELICHTETES BILD ZU MACHEN!!!

Dabei gibt es eine gewisse Reihenfolge, die eingehalten wird! Das Wichtigste ist die Verschlusszeit. Diese wird so kurz wie möglich und so lang wie nötig eingestellt. Der Rest wird (falls möglich) über die Blende und die ISO gesteuert! Merken - ist wichtig!  Vielleicht hilft euch heute eine mathematische Version - in einer kleinen Formel! Wenn ihr die nächste Zeile verstanden habt, dann braucht ihr im Grunde nicht mehr weiterlesen.

Verschlusszeit x Blende x ISO = Gut Belichtetes Bild

Eigentlich ganz einfach, oder? 
Wer jetzt den Taschenrechner rausholt, wird aber trotzdem nicht weit kommen. Denn mit drei Variablen lässt es sich nunmal schwer rechnen. Deswegen gibt es die verschiedenen Modi. Damit werden bestimmte Variablen festgelegt und die anderen dementsprechend berechnet! Wer sich den Zusammenhang zwischen Verschlusszeit und Blende nochmal in´s Gedächtnis rufen möchte, kann das gerne nochmal hier tun!

Der Einfachheit halber gehen wir mal davon aus, dass die ISO auf 200 gestellt ist. Immer.  Damit zumindest eine Variable Konstant bleibt. Aber seht selbst...

Die Vollautomatik:
Der perfekte Einstieg für Anfänger und solche, die es bleiben wollen! :)
Im Grunde müsst könnt ihr nichts weiter tun, als den Auslöser zu drücken. Den Rest macht die Kamera!

Die Programmautomatik:
Sie ist soz. die nächste Stufe nach der Vollautomatik und war bei mir oft voreingestellt, wenn ich einfach mal so fotografieren wollte. Im Grunde funktioniert sie auch wie die Vollautomatik, mit der Ausnahme, dass man Werte ändern kann. Wählt man bspw. die Belichtungszeit, errechnet die Kamera die fehlenden Werte, um auf ein gut belichtetes Bild zu kommen.

Die Blendenautomatik: 
Bei der Blendenautomatik (Timevalue = Tv) bestimmt ihr die Verschlusszeit, die ihr gerne hättet. Da die ISO auf 200 steht, wird die Kamera die passende Blende wählen, damit das Bild gut belichtet wird.

Die Zeitautomatik:
Ähnlich wie bei Tv, nur eben andersrum! :)
Ihr sucht euch eine Blende, die euch zusagt, ISO ist immernoch auf 200. Der Rest ist nicht mehr schwer. Die Kamera sucht sich die entsprechende Zeit, um an ein gut belichtetes Bild zu kommen!

Manueller Modus:
Die Königsklasse! Ab hier wird es richtig interessant, da man ALLE Einstellungen selber treffen muss. IHR bestimmt also die Verschlusszeit, die passende Blende und die nötige ISO, um ein gut ... Ihr wisst schon.
Da wir die ISO auch hier auf 200 lassen, fehlen somit noch die Verschlusszeit und Blende. Einzig der integrierte Belichtungsmesser läuft noch mit und zeigt halbwegs die richtigen Einstellungen. Aber mit ein bisschen Erfahrung klappt auch das!

War doch bislang halb so wild, oder? 

Wann sollte man welchen Modus wählen?

Ich habe lange Zeit nur mit P fotografiert. Man muss sich ja herantasten... Irgendwann fand ich immer mehr gefallen an Tv und Av, vor allem, weil sie in bestimmten Situationen hilfreicher sind. Eher selten fotografiere ich voll Manuell. Hauptsächlich, wenn ich entfesselt blitzen will oder in schwierigen Situationen.

Auch wenn es blöd klingt: Man sollte sich vorher überlegen, was (fotografisch) auf einen Zukommt!!!

Hier ein paar Beispiele

Vollautomatik:
Ihr habt zum ersten mal eine Spiegelreflex in der Hand und seid mit den Einstellungen überfordert. Oder ihr habt einfach keine Lust, die Möglichkeiten zu nutzen bzw. seid mit den Ergebnissen zufrieden, die euch die Kamera bietet. Dann ist die Vollautomatik die richtige Wahl.

Blendenautomatik:
Ihr wollt auf einem Sportevent fotografieren und sucht nach dem richtigen Modus. Meiner Meinung nach bietet sich hier Tv an, um die schnellen Bewegungen einfrieren zu können. Dazu braucht man eine kurze Verschlusszeit (um die 1/500 rum). Den Rest kann die Kamera übernehmen! Will ich noch mehr Kontrolle, setze ich die ISO auf einen bestimmten Wert. Jetzt kann die Kamera nur noch an der Blende drehen, um auf ein gut belichtetes Bild zu kommen. Hierfür ist allerdings ein entsprechendes (d.h. lichtstarkes) Objektiv nötig!

Zeitautomatik:
Angenommen, ihr wollt auf einer Party Fotos schießen. Bevor es überhaupt losgeht ist doch bereits klar, dass es eher dunkel sein wird und dort Menschen sind. Insofern bietet sich Av an. Öffnet einfach die Blende soweit wie möglich (z.B. auf f1,8 oder 1,4. Wer das nötige Kleingeld hat auch auf 1,2). Ihr solltet wissen, wie hoch ihr bei eurer Kamera die ISO schrauben könnt, damit das Bild noch halbwegs ansehnlich ist (einfach mal testen). Ich persönlich gehe selten über ISO 1600 an der 5D Mark II hoch. Der Rest ist bekannt. Die Kamera sucht sich die entsprechende Verschlusszeit heraus. Je nach Helligkeit kommt man auf brauchbare Ergebnisse!

Einen (gewaltigen) Nachteil haben diese Methoden aber meiner Meinung nach. Zumindest für die Canon User! Ihr müsst solltet euch für eine feste ISO entscheiden. Wählt man in solchen Situationen AUTO-ISO, schreckt die Kamera auch nicht vor ISO 3200 zurück. Sofern es halt am Modell verfügbar ist. Zusätzlich kommen noch manchmal ziemlich dumme krasse Kombinationen dabei raus, wie z.B. 1/4000 bei f1,8 @ ISO1600. Auf das gleiche Bild würde man mit z.B. 1/500 bei f1,8 @ ISO200 kommen. Irgendwie ist (nicht nur) Canon in diesem Bereich ziemlich hinten dran!

Deswegen läuft auch diese Petition, um u.a. die Min/Max-Stufe für AUTO-ISO festlegen zu können! Hier habe ich das schon mal angesprochen. Wer also noch mitmachen möchte... Vielleicht hilft es ja!

Wäre es möglich (soweit ich weiß geht es bei Nikon) der Kamera zu sagen: Nimm bitte den ISO Bereich von z.B. 50-1600, wäre AUTO-ISO meine erste Wahl. Denn bis 1600 wäre ich im Notfall auch gegangen. Sollte sich aber in einer Situation glücklicherweise der Umstand ergeben, dass ISO 640 reicht, würde die Kamera eben nur 640 nehmen, anstatt bei konstanter ISO1600 die Verschlusszeit oder die Blende zu ändern!!!

Einen kleinen Vorteil bei dem Nachteil mit der festen ISO hat man  jedoch dahingehend, dass in der Nachbearbeitung der RAW Dateien die Einstellungen für alle Bilder übernommen werden können und man nicht jedes einzeln entrauschen muss. Trotzdem würde ich gerne darauf verzichten, wenn AUTO-ISO vernünftige Ergebnisse bringen würde...

Zu guter Letzt fehlt noch der Manuelle Modus:
Wie bereits gesagt, legt ihr hier alle Werte selbst fest. Wo bzw. wann ist sowas Vorteilhaft? Einerseits, wenn die Kameratechnik versagt - also z.B. bei Nachtaufnahmen. Anderseits bietet euch NUR der M-Modus REKONSTRUIRBARE Ergebnisse! Diese will man vor allem bei Studioaufnahmen erreichen. Dort könnt ihr nämlich Licht so kontrollieren, wie ihr es wollt und müsst euch nicht den wechselnden Umwelt- und damit Lichtbedingungen (Sonne, Wolken, Tageszeit...) unterwerfen!!!

So, ich glaube, dass war kein leichter Brocken heute, aber meiner Meinung nach ist mit diesem Artikel die technische Seite zu 80% abgedeckt. Das Wichtigste bleibt:  
Überlegt euch, was ihr erreichen wollt. Und überlegt euch, wie ihr dahin kommt!

Wer die angesprochenen Modi verstanden hat, kann sich auf das Wesentliche konzentrieren. Nämlich auf das Motiv!

In diesem Sinne!

*) Es sei denn, es wurden spezielle Einstellungen verändert, die hier aber nicht hingehören!

(!) Links zu Amazon bzw. Verweise auf den Shop sind Affiliate Links.


13 Kommentare:

  1. Da muss ich aber mal klugscheissen:
    Die Blendenautomatik ist das Programm, bei dem man die Zeit vorgibt (Zeitpriorität, Tv) und die Blende automatisch bestimmt wird (daher der Name).
    Die Zeitautomatik ist das Programm bei dem man die Blende vorgibt und die Belichtungszeit automatisch bestimmt wird (Blendenpriorität, Av).

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  2. Ok - mit den Bezeichnungen habe ich ein wenig Probleme. Aber die Funktionsweise ist doch wichtig - und die war ja richtig beschrieben... :)

    Danke für den Hinweis!

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  3. @Olsen: Mist, jetzt kenn ich den Ursprungstext nicht - denn als ich es nun gelesen habe, hat doch Michi nix anderes behauptet ;)

    @Michi: Danke dir fuer die tolle Erklaerung. Ehrlich gesagt fand ich´s aber jetzt nicht sooo schwer zu verstehen (was bestimmt daran liegt, dass du so gut erklaeren kannst ^^). Muss aber dazu sagen, dass ich hier eben schon laenger mitlese und obwohl ich noch voller Anfaenger bin, hab ich in der Theorie(!) doch schon ein nettes Grundwissen zusammen (was nunmal auch wirklich mit an dir liegt!)
    Bei mehreren Dingen sprichst du mir aus dem Herzen: Hab eine Kompakte von Panasonic und das Auto-ISO geht auch ins 'Unendliche', weil Panasonic meint, dass die Kamera auch da noch gute Bilder macht :( Mir gefaellt das Gerausche aber ueberhaupt nicht. Allerdings ist die cam noch neu bei mir und vielleicht find ich noch eine ISO-Begrenzungs-Einstellung!?
    Was fuer mich am Schwierigsten war (bzw. noch ist) beim Einstieg in die 'Manuelle Fotografie' und weg vom Auto-Modus: Das man sich eben VOR dem Foto so 'viele' Gedanken machen muss. Das mag gut klappen, wenn ich Bluemchen auf der Wiese fotografieren will. Da stell ich in Ruhe die Kamera ein - warte auf einen guten Moment (Bluemchen sind ja geduldig ;) ) und drueck ab.
    Bin ich aber auf Reisen, dann ergeben sich schnell ganz unterschiedliche Situationen auf welche man reagieren muss.
    Da kommt mir dann immer dein Satz in den Kopf, dass man seine Kamera auch technisch 'auswendig' kennen sollte. Ich denke, der Rest ist wirklich Uebungssache ... bis es halt irgendwann (hoffentlich) Routine wird!?
    Sodele, jetzt aber genug Kommentar geschrieben ;)

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  4. Ja. Richtig beschrieben ist es. Allerdings stiftest Du beim Leser, und gerade beim Neueinsteiger, eine gewisse Verwirrung. Und wenn ich sehe wie viele Knipser schon beim Begriff der Blende nicht mehr durch blicken ("Kleine Blende" sagen aber "kleine Blenden_öffnung_ meinen) täte eine Korrektur schon gut. Schon allein im Hinblick auf deine eigene Kompetenz als Blogbetreiber.

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  5. @ Jo:
    Viel hab ich nicht geändert. Eigentlich nur die Begriffe "Zeit" und "Blenden" - und das auch nur 1x! :)

    Bzgl. Auto-ISO verstehe ich Canon auch nicht ganz. Das ist eine reine Software-Sache, die mit der nächsten Firmware geregelt werden könnte. Aber wahrscheinlich heben sie sich das für neue Modelle auf.

    Allerdings habe ich in letzter Zeit der ISO Automatik eine faire Chance gegeben und muss sagen, dass zumindest das Rauschverhalten akzeptabel scheint. Ist aber von Modell zu Modell unterschiedlich...

    Ich muss gestehen, dass ich auch kein großer Favorit des Manuellen Modus bin. Eben deshalb, weil es manchmal einfach schnell gehen muss. Momentan steht mein Wahlrad meistens auf Av. Und wenn es auf Anhieb nicht so hinhaut wie es soll, weiß ich meistens, was ich ändern muss.

    Aber für den Modus M habe ich noch was im Ärmel... Abwarten :)

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  6. Geändert ist ist - falls immer noch Ungereimtheiten drin stehen sollten, gib bescheid!

    Das Wichtigste ist doch aber, dass man das Prinzip hinter der Technik verstanden hat und im entscheidenden Moment weiß, worauf es ankommt.

    Aber Du hast Recht, wenn man es dann noch richtig benennen kann, glänzt man erst richtig! :)

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  7. In der Flashanimation und bei den Beispielen ist es immer noch falsch \-:

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  8. Ich hab´s mir gerade nochmals durchgelesen und Herr Olsen hat wohl leider recht :(
    Bei Blendenautomatik steht bei dir: "Öffnet einfach die Blende soweit wie möglich" ... hmmm, warum soll ICH das machen? Das macht doch die Automatik der Kamera ;-)
    Das Beispiel mit der Sportfotografie gehoert zur Blendenautomatik und umgekehrt :)
    Sollte sicherlich nur ein Test sein, ob wir hier auch aufpassen ;-)))

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  9. Ich sagte doch, der Artikel ist nicht ohne... Nicht zum Lesen oder Mitdenken, aber zum Schreiben! ;-)

    Nee - Sorry für die Verwirrung. Müsste jetzt halbwegs wieder passen. (Die Grafik ändere ich bei Gelegenheit).

    Danke für´s Aufmerksame mitlesen!

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  10. So ein Ärger, dass Die Leser aber auch immer alles besser wissen... (-;

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  11. Hey - besser solche als gar keine Leser! :)

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  12. also ich benutz fast immer den Zeitautomatik Modus, außer bei Nachtaufnahmen :)

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  13. Geht mir genau so. Außer in speziellen Situationen (=> wenn die Automatik versagt)

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