Mittwoch, 19. Mai 2010

Das Sigma 12-24mm Objektiv

Passend zum Blog-Namen möchte ich als ersten Ausrüstungsgegenstand das Superweitwinkelobjektiv Sigma 12-24mm EX DG HSM* besprechen.

Ein Weitwinkelobjektiv wird bekannterweise verwendet, wenn man besonders "viel" auf ein Foto bekommen möchte oder eine ausgefallene Perspektive sucht. Allerdings sollte man den ersten Punkt beim fotografieren mit einem Weitwinkel gut überdenken... Denn meistens ist das Motto "weniger ist mehr" bei solchen Objektiven doch das Beste!
Trotzdem bietet solch eine Linse einige (einzigartige) Möglichkeiten, auf die ich persönlich nicht mehr verzichten möchte...

Die Vorteile

+ Abbildung
Der größte und unschlagbare Vorteil ist der riesige Bildwinkel von über 120°! Damit ist es möglich, auf kurze Entfernung die volle Höhe z.B. einer Mauer oder eines Baumes ins Bild zu bekommen! Das folgende Foto zeigt die Mauer der Städtischen JVA Amberg. Die ist schätzungsweise 4m hoch und wurde aus einer Entfernung von ca. 3m aufgenommen. (Bevor jemand fragt, das ist die Außenseite...)
;-)
+ Vollformat
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das Objektiv auch am Vollformat verwendet werden kann. Besonders in diesem Brennweitenbereich kann es seine Stärken ausspielen, da Kameras mit APS-C Sensoren aufgrund des kleineren Sensors nur einen kleineren Bildausschnitt darstellen. Somit wäre der Eindruck an z.B. einer 450D ähnlich einem  ~19-38mm Objektiv. Wer ein ähnliches Objektiv für die "kleineren" Modelle sucht, kann sich mal das Sigma 8-16mm anschauen!

+ Autofokus
Zusätzlich bietet das Objektiv einen schnellen und guten Autofokus. Der HSM (= Ultraschallmotor) ist dazu noch fast lautlos. Der Bereich von 12-24mm erlaubt einen zweifachen Zoom und ist gut zu gebrauchen.


Zwar kein Nachteil, aber zumindest zu berücksichtigende und deshalb neutrale Punkte:

= Preis
Der Preis ist meiner Meinung nach auch halbwegs OK. Im Vergleich zum 14mm f2,8 von Canon zahlt man nicht mal die Hälfte. Trotzdem ist es kein Schnäppchen. Das 17-40mm f4 ist ab ca. 650€ zu haben. Beide kommen jedoch nicht an die 12mm des Sigma heran.

= Handhabung
Je kürzer die Brennweite wird, umso schwieriger wird es, damit zu fotografieren. Jeder, der einen Weitwinkel mal ausprobiert hat, wird das bestätigen. Durch die extreme Wölbung der Linse entsteht auch eine gewisse Verzerrung, je weiter sich das Motiv vom Zentrum entfernt.

Besonders Menschen müssen (!) im Bereich um die 12-16mm in den Bildmittelpunkt gesetzt werden, da sie sonst ziemlich entstellt wirken. Hier hört es aber noch nicht auf: denn je näher etwas ist, desto größer wird es auch dargestellt. Dabei geht es wirklich um Zentimeter!!! Das untere Foto verdeutlicht das Ganze. Die Arme sind wesentlich größer im Vergleich zum Kopf, der relativ klein ausfällt.


= Blitz
Durch den echt riesigen Bildwinkel wird das Blitzen noch zusätzlich erschwert. Der Aufsteckblitz beleuchtet nur einen Teil des Bildes, nach Außen hin wird es recht schnell dunkel. Das verstärkt den Eindruck der Randabdunklung noch. Der Einsatz der Weitwinkelstreuscheibe ist unbedingt nötig!


Allerdings gibt es auch Nachteile, die genannt werden sollten!

- Lichtstärke 
Für mich ist die geringe Lichtstärke einer der schwerwiegendsten Nachteile. Die Blende von 4,5 bis 5,6 ist alles andere als Oberklasse. Vor allem, da der Wert zum langen Ende zunimmt (d.h. 12mm = f4,5, 24mm = f5,6). Zwar sind bei kurzen Brennweiten Verschlusszeiten bis zu 1/30 drin, allerdings birgt das trotzdem ein hohes Verwacklungsrisiko. Leider hat das Objektiv keinen Bildstabilisator, der bei Aufnahmen aus der Hand helfend zur Seite stehen könnte.

Was die fehlende Offenblende noch erschwert, ist jegliche Tiefen(un)schärfe ins Bild zu bekommen! Es ist nahezu unmöglich, Objekte freizustellen.

- Vignettierung
Mit seinen 12mm ist dieses Objektiv eindeutig am Anschlag. Besonders an Vollformat-Kameras erkennt man eine deutliche Vignettierung. Zwar kann man die recht einfach entfernen, allerdings ist das ein weiterer Bearbeitungsschritt, den man ausführen muss.

- Schutz
Die Wölbung der Linse verhindert außerdem die Verwendung eines  (Schraub-) Schutzfilters. Dafür kann die Schutzkappe (so eine Art Sonnenblende) einfach komplett abgenommen werden und man muss den Objektivdeckel nicht zusätzlich entfernen. So wird der vordere Bereich schnell und leicht gegen Kratzer geschützt. Allerdings liegt die Linse beim fotografieren offen.

Man sollte sich die Vor- und Nachteile gut überlegen, bevor man beim Kauf 800€ auf den Tisch legt. Wer also auf einen absolut außergewöhnlichen Bildwinkel verzichten kann, sollte sich den Kauf nochmal überlegen. Wer aber einen (Super) Weitwinkel (besonders für´s Vollformat) sucht und auf Offenblende verzichten kann, wird nicht enttäuscht!

Wer weitere Beispiele sehen möchte findet sie auf der weit-winkligen Flickr Seite!

P.S.: Alle beschriebenen Artikel gibt es auch im Shop! Ja ja, jetzt stürzen sich alle drauf... ;-)


6 Kommentare:

  1. Super Erklaerung - vielen Dank (hat bei dem lockeren Schreibstil sogar ich kapiert :)) Als blutiger Anfaenger saug ich momentan alles auf und freue mich ueber solche Erlaeuterungen noch viel mehr.

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  2. Erstmal Willkommen bei weit-winkliger!
    Freut mich, wenn es dir weitergeholfen hat! Ich hoffe, Du schaust ab und zu vorbei - es soll in diesem Stil nämlich weitergehen! :)

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  3. Vielen Dank. Bist schon gebookmarkt :) Werde auf jeden Fall oefters vorbei schauen. Mach weiter so - mir gefaellt der Weg.

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  4. Na das ist doch mal ne Ansage! ;-)
    Freut mich sehr, wenn es dir hier gefällt!

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  5. Hallo,
    die angemahnte Lichtschwäche ist verständlich...nur wie soll ein Objektiv dieser Klasse mit Lichtstärke zBsp. 2.8 aussehen...das bekommt man doch in keine Tasche mehr ;-). Ich finde, ein guter Kompromiss ist hier gefunden. Ab 24mm Brennweite gibt es ja dann das 24-70mm mit durchgängig 2.8 von Sigma.

    VG Bigfred

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  6. Hi Bigfred!
    Ich glaube nicht, dass sich Bautechnisch viel ändern würde, mit einer größeren Blende. Wer sich das Objektiv mal von der anderen Seite ansieht, wird ersaunt auf ein Loch in der Größe einer 20 Cent Münze schauen...

    Ich möchte ja nicht unbedingt auf das EF 14mm f2,8 verweisen, aber das inzwischen etwas ältere EF 15mm Fisheye scheint mit f2,8 doch recht kompakt zu sein?!

    Wie gesagt, das Teil darf man ja im Grunde auch gar nicht auf Menschen richten. In der Landschafts- & Architekturfotografie macht die kleine Blende eh kaum Probleme...

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