Montag, 7. Juni 2010

Pritschl-Pratschl-Bilder

Die letzten zwei Wochen(enden) habe ich mich mit einer schon etwas länger geplanten Fotoidee beschäftigt und diese nun umgesetzt. Unterstützt vom Wetter und meiner Freundin, war es nur noch eine Frage des Timings...

Bereits vor gut einem Jahr habe ich die ersten Fotos mit fallenden Früchten in ein gefülltes Wasserglas gemacht und fand das mehr als cool! Die ersten Versuche waren schon mal nicht schlecht. Aber wie meistens sind die ersten Versuche verbesserungsfähig.

 Limette  Erdbeere  Ananas
Wie gesagt, ganz ok, aber irgendwie noch nicht das Wahre!
Darum hab ich mir folgendes Szenario überlegt:


Die Idee dahinter war Folgende: Ich wollte die zerplatzenden Ballons im Augenblick der Explosion erwischen. Dazu war einiges an Vorbereitung zu erledigen. Die Konstruktion aufbauen. Kamera und Licht positionieren. Ballons mit Farbe und Wasser füllen. Ballons aufhängen. Ballons platzen lassen und das fotografisch festhalten!

Wie habe ich bzw. wir das gemacht?

Versuch #1
Kameraeinstellungen:
Da es ja recht schnell gehen sollte, wurde die kürzeste Verschlusszeit gewählt. Also 1/8000. Beim ersten Versuch hatte ich mein 24-105 L Objektiv drauf. Somit fiel die kleinste Blende auf f4. Den Rest musste ich über die ISO steuern und kam dabei auf einen Wert von 800. Dazu gab es natürlich Serienbild*, manuelle Fokussierung und die höchste Auflösung in RAW. Die Scharfstellung erfolgte über Live-View und 10fache Vergrößerung. AutoFokus kam nicht in Frage, weil die Kamera sonst nicht sofort ausgelöst hätte. RAW um in der Nachbearbeitung alle Möglichkeiten zu haben und die höchste Auflösung, weil die Bilder teilweise sehr beschnitten wurden.

*) Serienbilder sind in diesem Fall empfehlenswert, aber irgendwie Witzlos. :)
Die High-Speed Aufnahmen, die wir alle von Galileo & Co kennen, werden mit Kameras gedreht, die ca. 10.000 Bilder pro Sekunde machen. Vergleichsweise schafft die 5D Mark II satte 3,9 Bilder pro Sekunde. 
Andersrum gerechnet liegt aber die Belichtung einer High-Speed Kamera folglich bei 1/10.000. Da kann die 5DII mit 1/8.000 schon eher mithalten. Bei einer Höhe von ca. 1m und der Standard-Gravitation bei uns im Garten schafft man also ca. 2-3 Bilder vom fallenden Wasser. Das muss reichen. ;-)

Lichtsetzung: (1. Versuch)
Bei solch kurzen Verschlusszeiten wird es sehr schnell sehr dunkel. Deswegen fand der Aufbau auch im Garten bei strahlendem Sonnenschein statt. Schließlich ist die Größte Lichtquelle die Sonne. Zusätzlich leuchtete von Links ein Handelsüblicher Baustrahler. Von Rechts wurde ein 580 EX II per Funk ausgelöst (volle Leistung). Kurze Anmerkung zum Blitz: Mir ist die Synchronzeit (<- werde ich vielleicht nochmal genauer Ausführen) durchaus bewusst und dass es bei 1/8000 Sek. nicht wirklich viel bringt. Ich wollte aber einfach alles auffahren, was ging und Licht brachte. Betrachtet man die ersten Versuche, war das auch gar kein schlechter Anfang.

Lichtsetzung: (2. Versuch)
Der Plan vom ersten Versuch wurde weiterentwickelt und zwar um einen ca. 1,5m² großen Reflektor, der Bodennah und von unten nach oben die Sonne auf die Ballons reflektierte. Der Kleiderständer wurde durch eine lange Leiter ersetzt, damit der Abstand zwischen den Ballons vergrößert werden konnte (siehe Skizze). Außerdem habe ich das Objektiv gewechselt. Statt dem 24-105 f4 kam das 50mm f1,8 drauf. Die Einstellungen haben sich auf 1/8000 bei f2,8 -  f3,2 @ISO 100 eingependelt. Es lag wohl an der Tageszeit (früher Nachmittag), dass sich die ISO 100 realisieren ließen!

Somit war Teil 1 des Plans geschafft. Wir hatten tolle Fotos von hängenden Ballons! 
Versuch #2

Die große Kunst kam jetzt... Es ging darum, die Dinger zum Platzen zu bekommen und gleichzeitig ein Foto zu machen. Was sich sehr gut dazu eignet (und auch zur Hand war) ist ein Luftgewehr! :) Somit übernahm meine Freundin (nennen wir sie mal "Franzi") die Kamera und das Zählen, ich das Zielen und Hoffen. Erstaunlicherweise funktionierte das echt gut! Wenn ich mich nicht täusche, haben wir jeden platzenden Ballon erwischt. 

Leider gab es auch Fehlschläge. Das war nicht anders zu erwarten und auch eingeplant. So ist es uns nicht gelungen, alle Ballons gleichzeitig zu treffen. (Die Kugel wurde wohl durch das Wasser abgelenkt.) Deswegen hier mein Geständnis: Die Bilder sind mit Photoshop zusammengefügt und teilweise retuschiert - vor allem der Hintergrund. Mehr als zwei Ballons haben wir leider nicht geschafft. Anfangs war ich darüber enttäuscht und habe deswegen auch den zweiten Versuch gestartet. Nach diesem sind wir aber zu dem Ergebnis gekommen, dass es unter den zur Verfügung stehenden Umständen kaum möglich ist, alle Ballons (geplant waren 3-4) zu erwischen. Dazu wäre schon eine gute Portion Glück nötig. Glück war an diesen Tagen leider schon ausverkauft...

Es entstanden aber auch teils geniale Bilder, die so gar nicht geplant waren:
Ein durchschossener, aber nicht geplatzter Ballon. Hat sich vom austretenden Wasser wie ein Propeller schön um die eigene Achse gedreht.
Ein glatter Durchschuss bei Blau (wieder nicht geplatzt), Rot ist gerade dabei zu explodieren!
Der Verlauf der Kugel, die rechts durch den Ballon ging und auf der linken Seite kurz vor dem Austritt ist.
Jetzt aber zu den Ergebnissen, mit denen ich inzwischen sehr gut leben kann!


Was hätte man besser machen können?
Sicherlich sind die Fotos nicht perfekt geworden. Falls ich so einen Versuch nochmal starten würde (was nicht ausgeschlossen ist) würde ich folgendes noch verbessern:

1. Einen schwarzen Hingergrund/Untergrund verwenden
Damit wäre das Freistellen einfacher und die Farben würden besser rauskommen. Hätte mir viel Zeit bei der Nachbearbeitung gespart und vielleicht ein noch besseres Ergebnis gebracht. Ein Nachteil wäre womöglich, dass zu wenig Licht reflektiert wird. Leider hatte ich kein ausreichend dimensioniertes Stück Stoff.

2. Andere Methode zum Platzen
Entweder ein stärkeres Gewehr (-> Waffenschein? Sicherheit?) verwenden, oder irgendeinen Auslöser, der die Kamera, den Blitz und die Ballons auf einmal auslöst. Ob und wie das möglich ist, bin ich aber überfragt. Ansonsten ist es nahezu unmöglich, die Fotos alleine hinzubekommen.

In diesem Sinne!


7 Kommentare:

  1. wie krass.

    danke für das tutorial!
    hast dir ja echt mühe gemacht.
    bin leider zu faul für sowas :-(

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  2. Der Aufwand ist nicht gerade klein, aber ich glaube die Resultate rechtfertigen das allemal! :)

    Es geht hier aber auch nicht zwangsläufig darum, sowas nachzumachen, sondern um das Prinzip, Bewegungen, die wir sonst kaum mitbekommen, einzufrieren. (Geht natürlich auch in die andere Richtung => Langzeitbelichtung).

    Es lohnt sich, da ein wenig rumzuspielen. Probier´s einfach mal, macht echt Spaß!

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  3. ... " nennen wir sie mal 'Franzi' "

    Ja das bin dann wohl ich! :)

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  4. coole Aktion, find die Früchte auch ziemlich gut!

    Armin

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  5. zu 2.
    du könntest eine Lichtschranke verwenden.

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  6. Da hast Du natürlich Recht... wenn ich so etwas besitzen würde ;-)

    Es gibt natürlich technische Möglichkeiten, allerdings waren die (weit) außer Reichweite!

    Hast Du da Erfahrungen/Links?

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