Vor etwa ein bis zwei Monaten habe ich mit meiner Freundin und dem Brautpaar zwei Probeshootings für die kürzlich stattgefundene Hochzeit gemacht. Zum Glück kann ich nur sagen, denn es gab noch einige Stolpersteine...
Probeshooting #1 - Mit der Freundin durch die Stadt:
Wie ihr vielleicht in den letzten Teilen gelesen habt, war die Hochzeit vergangenen Samstag mein erster "Job" dieser besonderen Art. Deswegen wollte ich nichts dem Zufall überlassen und mich so gut es nur ging vorbereiten. Dazu gehörte unter anderem auch das Finden passender Locations für die Paarfotos, sowie eine entsprechende Route von Ort zu Ort. Letzten Endes schadete ein prüfender Blick auf die Uhr auch nicht, um zumindest grob den Zeitaufwand abstecken zu können und um den Rahmen der rund zwei Stunden einzuhalten.
Zwar wurde (aufgrund des schlechten Wetters) am Tag der Hochzeit nichts aus den Paarfotos, allerdings möchten wir diese schnellstmöglichst nachholen - deshalb, und weil momentan Zeit ein knappes Gut bei mir ist, bin ich froh, zumindest schon mal ein paar Ideen zu haben, die nur noch umgesetzt werden müssen.
Aus diesem Grund habe ich meine Freundin und die Kamera gepackt und bin mit den beiden durch die Stadt marschiert. Wer zurück denkt wird sich erinnern, dass es zu dieser Zeit unsagbar heiß war...
An dem Tag hatten wir etwa 30°C (wir waren um die Mittagszeit herum unterwegs, da auch am Tag der Hochzeit etwa zu dieser Zeit die Bilder gemacht werden sollten). Die Sonne knallte erbarmungslos und kaum eine Wolke wagte es, etwas Schatten zu spenden.
Kurzum: Entsprechende Locations zu finden war nicht die große Schwierigkeit, da ich in "meiner" Stadt nahezu jede Gasse kenne. Auch nicht die Zeit oder der Weg von A nach B stellten uns vor große Herausforderungen. Trotzdem wurden mir an diesem Tag einige Dinge bewusst...
Ich hatte (fast) meine Komplette Ausrüstung + Ersatz dabei. Das hieß die 5D Mark II, alle Objektive, Rucksack, Blitz, Ersatzkamera (450D + Objektiv), Reflektor und und und dabei! Bereits nach etwa 10 Minuten habe ich diese Auswahl bereut. Einerseits fühlte es sich an, als hätte ich einen mittleren Elefanten auf dem Rücken. Wesentlich schlimmer war allerdings, dass ich restlos mit dem Equipment überfordert war. Bereits die letzten Tage habe ich mir den Kopf zerbrochen, welches Objektiv auf welcher Kamera wohl die beste Kombination ergeben würde. Die Festbrennweite auf der Vollformat Kamera hat das schönere Bokeh, der Weitwinkel auf der APS-C verliert ein wenig seine Wirkung, das Kit hat zwar den perfekten Zoombereich, dafür aber nur f4!
Egal welche Kombination aus Kamera + Objektiv ich auch genommen habe - richtig glücklich war ich damit nicht! Dies führte wiederrum zum ständigen Wechseln der Optik und lenkte vollkommen vom eigentlichen Vorhaben ab. Nämlich vom Fotografieren! Ich war so sehr mit meiner Ausrüstung beschäftigt, dass die Motive in den Hintergrund rückten.
Ein weiteres Problem überraschte mich aber vollkommen. Wer gern fotografiert wird meist vor einem speziellen Problem stehen: Zu wenig Licht! Ihr kennt das bestimmt, wenn man Abends oder in Innenräumen fotografieren will, sind meist Verschlusszeiten von 1/50 und ISO-Werte jenseits der 400 nahezu unvermeidbar. An diesem Tag machte mir aber das genaue Gegenteil zu schaffen! Es war einfach zu hell. Dieses Problem kommt wesentlich seltener vor, ist aber mindestens genauso schwer zu bewältigen!!! Denn wenn es zu dunkel ist, wird a) die Blende geöffnet, b) die Verschlusszeit verlängert oder c) die ISO erhöht.
Wenn zu viel Licht auf den Sensor fällt, zählt das genaue Gegenteil:
a) die Blende muss geschlossen werden
b) die Verschlusszeit verkürzt oder
c) die ISO herab gesetzt werden.
Und genau hier ergeben sich einige Kniffligkeiten! (Jetzt wird´s wieder etwas tiefgründiger, also mitdenken!)
a) die Blende muss geschlossen werden
b) die Verschlusszeit verkürzt oder
c) die ISO herab gesetzt werden.
Und genau hier ergeben sich einige Kniffligkeiten! (Jetzt wird´s wieder etwas tiefgründiger, also mitdenken!)
Ich wollte Offenblendig fotografieren, da ich ziemlich auf den Style stehe (also bei ca. f1,8-2,8). Nach Möglichkeit mit Blitz, um dunkle Stellen im Bild aufzuhellen und dem Motiv etwas mehr Dynamik zu verleihen.
Das Problem ergibt sich jetzt unter anderem bei a) & b). Denn:
Da wir eine offene Blende bevorzugen (f1,8), fällt sehr viel Licht auf den Sensor. Dies können wir wiederum durch eine Herabsetzung der ISO (teilweise bis auf ISO 50) erreichen, oder durch eine Verkürzung der Verschlusszeit (bis auf 1/8000). Da wir aber bereits gelernt haben, dass es soetwas wie die X-Synchronzeit gibt, zwingt uns diese eine Verschlusszeit von max. 1/200 zu nehmen! Hätten wir also entfesselt (über Funk auslösend) blitzen wollen, wäre bei 1/200, f1,8 und ISO 50 Schluss. Wer diese Werte bei strahlendem Sonnenschein testet, wird vielleicht ein Loch in seinen Sensor brennen (übertrieben ausgedrückt).*
Sitzt der Blitz hingegen auf der Kamera (bzw. besitzt ihr Funkauslöser der teureren Art), bleibt noch die Möglichkeit des FP-Sync bzw. des HighSpeed Modus. Hiermit wird die Leuchtdauer des Blitzes erhöht und es werden wieder Verschlusszeiten von bis zu 1/8000 möglich! (Genaueres zum FP-Sync gibt es bei Krolop-Gerst bzw. hier)
Aber auch hier ergibt sich ein weiteres Problem. Durch die Aktivierung der FP-Sync sinkt die Leistung des Blitzes enorm! Somit sind zwar kürzere Verschlusszeiten möglich, allerdings nur auf die Entfernung von ca. 1-2m.
Es gibt natürlich ein paar Lösungsmöglichkeiten:
#1 Graufilter: Diese werden vorne auf das Objektiv geschraubt und wirken wie eine Sonnenbrille für die Kamera. D.h. es kommt weniger Licht auf den Sensor.
#2 TTL-Kabel: Dieses Kabel gaukelt dem Blitz quasi vor, er befinde sich immernoch auf dem Blitzschuh der Kamera. Der Vorteil des entfesselten Blitzens bleibt bestehen, zusätzlich ermöglicht es aber auch z.B. die TTL Messung und die FP-Sync.
#3 Reflektor: Die wohl einfachste Lösung die es überhaupt gibt! Da es eh bereits sehr hell ist, kann man das Sonnenlicht nutzen und es dahin reflektieren, wohin es gebraucht wird! Somit entfällt auch das Problem der Verschlusszeit (da die Sonne IMMER strahlt, der Blitz aber nur sehr kurz)!
Wie ihr seht, ist es wichtig den Zusammenhang zwischen Blende, ISO und Verschlusszeit zu kennen. Genauso wie den Unterschied zwischen Belichtungskorrektur und Blitzbelichtungskorrektur. Im Grunde müsst ihr einfach die Kameratechnik verstehen und sie einsetzen können. Da ich wusste, dass besonders beim Thema Blitz noch Schwierigkeiten auftauchen konnten, war es gar keine Schlechte Idee, eine Art Generalprobe zu machen. Würden sich solche Probleme am Tag der Hochzeit ereignen, wäre ich wahrscheinlich in Panik ausgebrochen ;-). So jedoch konnte ich mir nochmal Gedanken machen und im Ernstfall wüsste ich, wie man halbwegs heil aus der Sache heraus kommt!
Probeshooting #2 - Mit dem Brautpaar in Illschwang:
Etwa zwei Wochen später verabredeten wir uns mit Wolfi & Kerstin zum gemeinsamen Probeshooting. Einerseits sollten sie sich ein wenig an das Gefühl fotografiert zu werden gewöhnen, andererseits wollten wir uns zusammen mal die Ortschaften anschauen und ein paar Testschüsse machen und letzte Fragen klären, da u.a. auch das Gruppenfoto hier gemacht werden sollte.
Da mein Plan für den Vormittag in Amberg bereits fest stand, fuhren wir zusammen in das Restaurant, in dem die Hochzeit stattfinden sollte. Auch an diesem Tag war es wieder unglaublich heiß (~35°C), weswegen das Streben nach minimalistischen Bewegungen an der Tagesordnung stand.
Im Großen & Ganzen blieben wir im Umkreis weniger Schritte um das Lokal, da im Hinblick auf die Hochzeit auch keine größeren Touren realistisch erschienen. Insofern einigten wir uns auf Fotos an der Hausbar sowie in der näheren Umgebung.
Da die Hochzeit inzwischen vorbei ist, kann ich sagen dass nur ein Teil der geplanten Fotos umgesetzt wurde. Allerdings sollte man den Nutzen nicht unterschätzen, die Umgebung zu kennen! Denn im Eifer des Gefechts konnte ich die beiden für fünf Minuten von ihren Gästen trennen, um schnell ein paar Fotos zu machen. Ob dies auch spontan funktioniert hätte?
Wer weiß...
Wer weiß...
Wer die Serie nochmal im Ganzen durchgehen möchte:
Teil 1 - Meine erste Hochzeit
Teil 2 - Der Tag davor
Teil 3 - Der Tag danach
Teil 5 - Der große Tag
Teil 6 - Die Ergebnisse
In diesem Sinne!
*) Zwar mal wieder ein Zufallsbild, aber auch wenn es ungewollt entstand gefällt es mir doch ziemlich gut!
*) Zwar mal wieder ein Zufallsbild, aber auch wenn es ungewollt entstand gefällt es mir doch ziemlich gut!
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Servus Michi,
AntwortenLöschenich denk du weisst schon, wie ich das in meinem letzten comment gemeint habe :-D Muss mich einfach erst noch dran gewoehnen, dass du momentan nicht den "vollen" Internetzugriff hast ;) Vielen Dank fuer dein sehr nettes Feedback!
Wie laeufts in Oesterreich und in der neuen Wohnung? Hoffe dein Wochenende ist dadurch nicht zu stressig und du kannst auch einbischen relaxen.
Schoen auch dein 4. Teil, indem ich wieder einiges gelernt habe. Der (Grau-)Filter ist mir beim Lesen auch sofort eingefallen, aber auf den Reflector bin ich nicht gekommen. Das koennte aber auch daran liegen, dass ich weder einen besitze noch jemals damit gearbeitet habe!? ;) Aber es leuchtet mir ein! (was fuer ein Wortspiel bzgl. Reflector *grins* :p)
Ich muss auch malwieder ein Speciallob loswerden, denn ich haette die Locations zwar auch schon vorab ausgekundschaftet, aber die Freundin mitzunehmen und gleich mal Probeaufnahmen zu machen ist verdammt raffiniert! Manchmal kommt man auf die einfachsten Sachen nicht.
(man muss nur aufpassen, dass die Freundin nicht auch im Brautkleid probeposen moechte und da gefallen dran findet - dann ist es mit der eigenen Freiheit nicht mehr weit her *rofl* *spaessle* :-D)
Achso, die Ehrlichkeit zuzugeben, dass man sich schnell mit der ganzen Technik verzettelt und das Motiv aus den Augen verliert, hat natuerlich ebenfalls ein Extrakompliment verdient! (Mir kann das mit einer cam und nur 2 Objektiven (noch) nicht passieren - da versucht man halt immer das Beste aus dem Vorhandenen rauszuholen ^^)
Wuensch dir (bzw. euch) noch einen schoenen Sonntag und schick liebe Gruesse aus Stuttgart,
Jo
Hallo Jo!
AntwortenLöschenErstmal DANKE für dein ausführliches Lob! Sowas hört man immer gerne!
An dieser Stelle möchte ich mich auch mal bei dir bedanken, dass Du hier immer so fleißig mit machst!
Einen "ausführlichen Bericht" über Österreich gibt es wohl erst Mitte September, denn dann ist meine (Praktikums-)Zeit dort vorbei. Wie es weitergeht, wird sich dann zeigen. Soviel kann ich aber schon mal sagen: Es ist ziemlich cool dort! Leider kommt das Wohnen momentan ein bisschen zu kurz - aber das wird schon alles...
Zum Thema Reflektor:
Ich kann dir da ein sehr spezielles Teil empfehlen - kostet aber ein bisschen... Das Teil heißt "Styropor-Platte"! Dazu musst Du mal in den Baumarkt fahren und dir so ein Teil holen. Kostet ca. 1,50€! ;-)
Und wenn Du schon mal dort bist, hol dir auch gleich so eine Alu-Schutzfolie für die Frontscheibe. Damit hast Du auch ein flexibles Teil. Kostet zusammen ca. 3-4€! :)
Es muss für den Anfang ja kein Sun-Bouncer für >250€ sein! Benutz' auch nur die Teile! ;)
Ach ja: Hier gibt es noch paar interessante Denkanstöße!
Schönen Gruß & viel Spaß beim Ausprobieren!
P.S.: Die Olle will momentan gar nicht Heiraten - da bin ich fein raus ;-)
Hi Michi,
AntwortenLöschenvielen Dank fuer das Kompliment, aber ausser einbischen Feedback geben mach ich hier ja nix :)
Die meisten Leute wollen immer nur alles wissen (oder am besten gleich fertig geliefert bekommen), aber das angeeignete Wissen dann weitergeben und anderen erklaeren ist dann wieder eine ganz andere Seite. Deshalb find ich es so toll, dass du dir hier die Muehe machst und ohne Rueckmeldung macht das doch nur halb so viel Spass, oder?! ;)
Auf der lighting academy war ich neulich doch sogar erst und hab mir einpaar Anregung geholt. Aber hatte den "Styropor"-Reflektor schon wieder total vergessen *schaem*
Danke das du mich nochmals drauf gestossen hast.
Freu mich auch schon auf den Erfahrungsbericht ueber Oesterreich. Die neue Wohnung kannst du ja danach noch ausfuehrlich geniessen :)
Nun erstmal Bundesligastart zum Wochenendbeginn... Macht´s gut und viele Gruesse, Jo