Samstag, 23. Oktober 2010

Einfluss der Brennweite auf das Bild

Nach den letzten unterhaltenden Beiträgen, gibt es heute mal wieder was Animiertes und Hilfreiches!

Das die Brennweite entscheidenden Einfluss auf das Bild haben kann, wurde schon damals beim Brennweitenvergleich deutlich. Dieses Thema möchte ich nochmal aufgreifen und den Einfluss der Brennweite auf die Bildwirkung ansprechen. Oder es zumindest versuchen.

Zur Veranschaulichung soll mir eine kleine Animation helfen. Doch bevor es gleich losgeht, noch eine kurze Beschreibung...

Die häufigste Antwort auf die Frage, wozu man ein Weitwinkelobjektiv brauchen kann, ist wahrscheinlich: "Um viel auf das Bild zu bekommen!". Die Aussage ist sicherlich nicht falsch - auch wenn aus fotografischer Sicht Weniger oft Mehr ist. Doch neben den perspektivischen Spielereien, die ein Weitwinkel so mit sich bringt, beeinflusst solch ein Objektiv die Bildwirkung beträchtlich.
Der Bildwinkel


Wer sich die Beschreibungen der verschiedenen Objektive anschaut, stößt früher oder später auf den Bildwinkel. Dieser wird in Grad angegeben und hängt von der Art des Objektivs ab. So haben z.B. FishEye Objektive einen Bildwinkel bis zu 180°, manche Weitwinkelobjektive erreichen bis zu 120°. Im Normal- und Telebereich wird diese Angabe immer kleiner, bis sie im hohen Telebereich nur noch wenige Grad abdeckt.*

Diese Gradangabe beschreibt quasi das Sichtfeld des Objektivs. Dabei gilt: Je kürzer die Brennweite, desto höher der Bildwinkel. Und umgekehrt. Um auf die Bildwirkung zu kommen, nehmen wir einmal eine Alltagssituation beim Fotografieren an. Wenn man ein bestimmtes Objekt (im späteren Beispiel eine Figur auf Augenhöhe) fotografiert, befindet sich diese auf einer zentralen Position zwischen der Kamera und dem Hintergrund. Abhängig von der gewählten Brennweite landet mehr oder weniger Umfeld auf dem Bild. Das ist einerseits logisch, andererseits ist man sich dieser Tatsache aber vielleicht gar nicht bewusst.

Wie erwähnt, habe ich dazu mal einen kleinen Versuch gestartet. Dabei habe ich ein Objekt mit verschiedenen Brennweiten fotografiert und gleichzeitig (versucht) den Bildausschnitt gleich gehalten. Angefangen habe ich bei 12mm Brennweite bis hin zu 200mm. Und zu folgendem Ergebnis führte dieses Experiment...
Wie man sieht, wird der Bildausschnitt immer kleiner. Die Figur wird mehr und mehr zum zentralen Objekt und immer weniger Hintergrund spielt mit in´s Bild! Deswegen werden manche Brennweiten auch für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Einerseits verzerrt ein Weitwinkel zu sehr, um es für Portraits einzusetzen, andererseits würde aber auch zu viel (unnötiger) Hintergrund und somit auch Ablenkung vom Motiv aufgenommen werden! Deswegen verwendet man für Portraits im Normalfall Brennweiten von 50mm aufwärts.

Zum Vergleich hier noch einmal der Unterschied zwischen den beiden Extremen - 12mm vs. 200mm:

Im Landschaftsbereich sieht das wiederum anders aus. Hier möchte man oft einen besonders großen Bereich aufnehmen, um die Weite des Motivs wiederzugeben.
Parkdeck

Ganz nebenbei: Die komplette Serie wurde übrigens mit f5,6 gemacht. Somit lässt sich auch der Einfluss der Brennweite auf die Tiefenschärfe analysieren. Hier zeigt sich, dass es bei kurzer Brennweite wesentlich mehr Schärfentiefe als im Telebereich gibt! Im Übrigen ist es sehr schwer, mit einem Weitwinkel eine geringe Tiefenschärfe zu erreichen! (Auch mit f2,8...)

Wie man sieht, macht der Griff zum richtigen Objektiv durchaus Sinn. Zwar ist der Grundsatz, eher lange Brennweiten für Portraits zu verwenden, nicht in Stein gemeiselt, allerdings bewahrheitet er sich doch oftmals! Bevor ihr also beim nächsten Mal auf den Auslödsr drückt oder euch ein Setting überlegt, berücksichtigt auch die Brennweite und den Einfluss, den sie auf das Bild nimmt!

In diesem Sinne!

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*) Wer sich darunter absolut nichts vorstellen kann, dem hilft es vielleicht einen kleinen Versuch zu unternehmen! Dazu braucht man nur eine leere Küchenrolle sowie zwei leere Klopapierrollen, von denen man die eine halbiert. Schaut man jetzt durch die Küchenrolle, kommt dies dem Bildwinkel eines Teleobjektivs nahe. Der Bildausschnitt ist relativ klein. Blickt man durch eine normale Klopapierrolle, erkennt man den größeren Bildwinkel und sieht auch wesentlich mehr von seinem Umfeld. Wirft man einen Blick durch die halbe Rolle, kommt dies dem Blick durch ein Weitwinkelobjektiv nahe.

An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass die Baulänge von Objektiven keinen Rückschluss auf deren Brennweite zulässt. Eine 50mm Festbrennweite ist im Vergleich zum 12-24mm nur halb so groß, hat aber trotzdem die doppelte Brennweite! Es kommt viel mehr auf die Bauweise und auf die Linsenwölbung an! Also nicht verwirren lassen...


6 Kommentare:

  1. ich hab mal ne frage: bei weitwinkelobjektiven wird bei tests immer die "tonnenförmige verzerrung" kritisiert,die je nach qualität des objektives schlechter oder besser sein kann.
    ich dachte das wäre normal bei weitwinkelbildern,was kritisieren die denn da genau?ich versteh das nicht.

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  2. Durch die Wölbung der Linse, die ja erst den großen Bildwinkel ermöglicht, wird das Licht unterschiedlich eingefangen.

    Dabei entstehen eben solche Verzerrungen. Die sind natürlich nicht so gern gesehen, da sie vor allem bei Architekturaufnahmen keine geraden Linien zulassen!

    Als Extrembeispiel kannst Du dier mal hier ein paar Bilder vom Fisheye anschauen. Da sieht man es ganz deutlich, dass alle Linien, die nicht durch die Mitte Verlaufen, gewölbt sind.

    Im Vergleich dazu kannst Du dir ja mal mein Bild vom Parkhaus anschauen. Das Sigma 12-24mm ist schon sehr Verzerrungsarm, zumindest in dieser Hinsicht!

    Hilft das?

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  3. ja okay das ist mir klar, aber in meiner fotofachzeitschrift,wenn zB 2 weitwinkel mit gleicher brennweite gegeneinander getestet werden, wird dann zB bei dem einen geschrieben "Sigma bei 15mm brennweite tonnenförmige verzerrung,nichtso beim Tamron".
    also gibt es anscheinend die natürliche verzerrung wegen der brennweite und dann noch eine verzerrung,die mit der güte des objektives zusammenhängt.diese meine ich eben.

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  4. Hab ja noch gar nicht 'gecommentet' ;)
    Wiedermal ein sehr interessanter Artikel - vielen Dank! Und deine Animationen kommen sowie immer gut ^^
    Echt krass wie die Verzerrung beim gleichen Objekt zuschlaegt - faellt einem bei einem einzelnen Bild gar nicht so auf (also mir zumindest *g*), aber wenn man das so in der Animation sieht ist es schon extrem.

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  5. @ Laney: Ich glaube, dass es trotzdem an der Bauform bzw. Qualität der Linse liegt. Die billigeren verzerren mehr, die besser verarbeiteten weniger.

    @ Jo: Hab mich auch schon gefragt, was Du wieder treibst... :)
    Also Verzerrung würde ich das jetzt nicht nennen, es ist halt einfach ein anderer Bildausschnitt bzw. Bildwinkel.

    Aber mir war das auch lange Zeit nicht (aktiv) bewusst! Irgendwie weiß man schon so halbwegs, das da was anders ist, aber so richtig warum ist schwer heraus zu finden.

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  6. Ja, also Verzerrung ist nicht der richtige Ausdruck ... wie soll ich sagen ... ich meine halt, wieso man kein UWW fuer Portraits benutzt. Dachte frueher immer: ist doch egal - muss man halt naeher ran und dann passt das schon, aber mittlerweile ist mir auch bewusst, dass die Gesichter dann nicht mehr so ganz passen :-D
    Und das was ich meine, sieht man an der Steinfigur in deiner Animation doch auch sehr gut...
    Schoenes (langes) Wochenende!

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