Samstag, 30. Oktober 2010

Maus versus Stift

Da der letzte Beitrag über PC-Equipment schon wieder eine Zeit lang her ist, möchte ich die Gelegenheit nutzen und ein wenig über ein Stück Technik berichten!

Wer gerne und viel Fotografiert und dabei kein Wunderkind ist, wird die geschossenen Bilder bearbeiten. Zumindest ist es bei mir so. Um ganz ehrlich zu sein, gehen bei mir 98% aller Fotos durch Camera RAW oder Photoshop. Dass ein unbearbeitetes Bild den Weg in´s Freie findet, kommt also selten vor!

Lange Zeit habe ich meine Bildbearbeitung mit den Standardmitteln gemacht, war aber meistens nicht wirklich zufrieden mit der Handhabung. Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an...
Das änderte sich, als ich mir vor einigen Jahren ein Grafiktablett zulegte. Um genau zu sein, ein Bamboo Fun in A5-Größe. So wie es aussieht, gibt es dieses Modell wohl nicht mehr auf dem Markt, dafür aber einige Nachfolger - unter anderem mit Touch-Oberfläche! Man braucht also nicht einmal mehr einen Stift, die Fingerchen reichen! Klar ist das nur Spielerei und für ernsthafte Bildbearbeitung wohl ungeeignet. Ich kann mir aber vorstellen, dass es in anderen Bereichen (z.B. Navigation) durchaus Sinnvoll sein kann.

Doch warum sind Grafiktabletts bei Grafikern so beliebt? Ganz einfach - sie bieten einen unglaublichen Bedienkomfort!
Die Vorteile

+ Bedienkomfort
Im Vergleich zur Maussteuerung gibt es einen wesentlichen Unterschied im Hinblick auf die Handhabung. Eine Maus wird immer mit dem Handgelenk bewegt! Den Unterschied kann jeder selbst testen, indem er einfach ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber in die Hand nimmt und euren Namen schreibt. Und dann probiert das Gleiche nochmal mit der Maus! (Sieht zwar beides nicht so toll aus, aber ich glaube man erkennt den Unterschied!)
Links: Stift - Rechts: Maus
Anders als bei der Maus arbeitet man am Tablett aus dem Handgelenk, der Schulter und vor allem mit den Fingern!

+ Druckempfindlichkeit
Fast noch wichtiger als die Präzision sind die gestalterischen Möglichkeiten eines Tabletts. Je nach Modell werden über 1.000 Druckstufen unterschieden. Welchen Einfluss das auf ein Bild hat bzw. welche Vorteile es im täglichen Gebrauch bringt, zeigt folgendes Bild:
Oben: Maus - Unten: Stift
Die ersten Zwei Pinselstriche zeigen den Einfluss des Drucks auf die Größe des Werkzeugs. Da die Maus nur eine Druckstufe hat, ändert sich auch nichts. Anders sieht es bei der Verwendung des Tabletts aus. Je stärker man den Stift auf die Oberfläche drückt, umso größer wird die Pinselspitze! Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Statt ständig die Größe des Pinsels anpassen zu müssen, wählt man z.B. in Photoshop von Haus aus einen großen Pinsel und drückt nicht zu fest auf. Man spart sich somit oft das Verändern der Werkzeuge!
Oben: Maus - Unten: Stift
Wie man im unteren Teil des Bildes sieht, funktioniert dies auch für die Deckkraft. Genau das Gleiche! Drückt man fest auf, steigt die Deckkraft. Bei wenig Druck ist auch die Deckkraft des jeweiligen Werkzeugs gering. Bei der Maus sieht man gar keinen Unterschied!

Das Ganze könnte man noch weiter treiben. Die höherklassigen Modelle erkennen sogar die Neigung des Stiftes auf dem Tablett. Damit sind noch feinere Arbeiten möglich. (Z.B. mit Kaligraphiepinseln) Des Weiteren kommt hinzu, dass durch das Klicken und Verschieben in Photoshop ein haptisches Gefühl entsteht. Als ob man ein Blatt Papier auf dem Tisch verschieben würde. Aber ich glaube, dass muss man selbst ausprobieren...

Kennt ihr diese Bleistifte mit dem kleinen Radiergummi am anderen Ende? Im Grunde eine wirklich gute Erfindung. Interessanterweise bietet das auch der Stift am Grafiktablett. Dreht man diesen um, aktiviert sich automatisch der Radiergummi in Photoshop und man kann munter drauf los radieren. Ich persönlich verwende dieses Feature aber kaum, da ich eh meistens eine Hand auf der Tastatur habe und die Taste "E" schneller gedrückt ist als der Stift umgedreht. Aber sonst ´ne nette Idee!

+ Vielseitigkeit
So ein Tablett eignet sich wunderbar für die Bildbearbeitung. Aber glücklicherweise nicht nur dafür! Im Grunde akzeptiert das Betriebssystem (egal ob Win oder Mac) die Eingabe auch zur Steuerung. D.h. es kann die Maus komplett ersetzen! Egal ob Doppel- oder Rechtsklick, es geht auch mit dem Stift. Darauf befinden sich nämlich zwei Tasten, die man über die mitgelieferten Treiber frei mit Funktionen belegen kann! Auch auf dem Tablett selbst sind mehrere frei definierbare Knöpfe angebracht sowie ein Ring zum Zoomen bzw. Scrollen. Ich z.B. habe auf die Knöpfe mit den Funktionen "Schritt zurück", "100% Ansicht", "Bildschirmfüllend anzeigen" und "Auswahl umkehren" belegt, weil ich diese am Häufigsten nutze. So bleiben mir krampfhafte Fingerübungen (wie STRG+ALT+Z) erspart.

+ Größe & Gewicht
Je nach Modell können Grafiktabletts auch schon mal mehrere Kilo schwer und unhandlich werden! Dabei handelt es sich aber um Profi Geräte mit integriertem Monitor. (Man malt quasi direkt auf dem Bild - würd` ich auch gerne mal ausprobieren!) 

Alle anderen sind aber nur wenige Gramm schwer und kaum größer als ein DIN A4 Blatt. Die Dicke beträgt meist etwa ein bis zwei Zentimeter. Es ist also klein genug, um es mal in der Laptoptasche oder im Fotorucksack mitzunehmen. 

Wie immer, möchte ich bei meinen "Empfehlungen" auch nicht auf die Nachteile verzichten. Aber um ehrlich zu sein, fallen mir zu diesem Produkt kaum welche ein... 

- Preis?
Je nach Größe und Modell richten sich auch die Preise aus. Die wohl kleinsten Varianten im A6 Format und von Billigherstellern gibt es bereits für wenig Geld. Soviel sind sie dann aber auch wert. Meine Empfehlung geht eindeutig an Wacom, wobei es bestimmt auch andere gute Hersteller gibt! Für ein A5 Tablett werden ca. 180€ fällig.

- Verschleiss?
Ich benutze mein Tablett schon einige Zeit und es hat zugegeben einige Gebrauchsspuren. Trotzdem funktioniert das Teil noch einwandfrei! Was man allerdings berücksichtigen sollte ist, dass sich die Stiftspitzen im Laufe der Zeit abnutzen. Solche Mienen gibt es dann zum Nachkaufen. Meiner Erfahrung nach halten die Teile aber eine Ewigkeit (ca. 1-2 Jahre). Danach kann man mal wieder 10€ investieren!

- Eingewöhnungszeit?
Anders als bei der Maus beschränkt sich der Monitor auf die aktive Fläche des Tabletts. Das bedeutet, dass das linke obere Eck des Tabletts auch das linke obere Eck des Monitors ist. (Die anderen Ecken genauso). Insofern muss man sich ein wenig an die Handhabung gewöhnen, aber es ist eine Frage von wenigen Tagen! 

-Präzision?
Es gibt einen wirklichen kleinen Nachteil. Zumindest bei mir. Wie ihr wisst, benutze ich drei Monitore. Diese werden, wie oben beschrieben, auf einer A5-Fläche dargestellt. Deswegen kommt es manchmal vor, dass bei sehr präzisen Arbeiten (Pixelgenaues stempeln oder so) die Zitterbewegung der Hand zu groß ist. Auch wirkt sich manchmal die Druckempfindlichkeit bei speziellen Filtern (z.B. beim Verflüssigen) negativ aus. Das sind Momente, in denen ich dann wieder zur Maus greife!

Fazit
Von meiner Seite aus bekommt dieses Teil eine klare Kaufempfehlung! Wer ein wenig Geld investieren möchte, kann also getrost Zuschlagen. Allerdings sollte man sich im klaren sein, dass Größer nicht unbedingt auch Besser sein sein muss! Wer glaubt, dass ein A4 Tablett besser ist als ein A5, der sollte eine Stunde auf einem A4 Blatt von einem Eck in´s andere zeichnen! Ich persönlich empfehle eher eine Nummer kleiner, da sich die Distanzen summieren können und die zurückgelegten Wege am Ende eines Bildes nicht zu verachten sind!

In diesem Sinne!

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2 Kommentare:

  1. ja sowas ist sehr praktisch! bin aber zu geizig für so eine anschaffung.
    jetzt kannste ja mal ein paar bildchen reinstellen die du mit stift bearbeitet hast.

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  2. Vielleicht biste an der falschen Stelle geizig? So ein Teil ist sehr empfehlenswert!

    Es wird schwer, da ein Bild zu posten, weil ich eigentlich alle meine Bilder mit dem Tablett bearbeite! Im fertigen Bild erkennt man den Unterschied nicht - aber es ist wesentlich angenehmer und schneller mit dem Stift!

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